Eine bunte Demonstration mit Bauwägen, Traktoren und 300 Demonstrant_innen zog am Samstag, den 22.7., vom Rathausplatz durch die Kieler Innenstadt nach Gaarden. In den Redebeiträgen wurde die unsoziale Wohnungspolitik der Stadt Kiel thematisiert.
Auf den Transparenten waren Slogans wie „Kiel.failing.City“, „Die Stadt gehört uns allen!“ und „Für mehr Freiräume und Wohnträume!“ zu lesen. Im Redebeitrag der Wagengruppe Schlagloch wurde an die Stadtpolitik appelliert eine geeignete Fläche für die Bauwagen und ihre Bewohner_innen zur Verfügung zu stellen. Diese waren von einer Fläche am Prüner Schlag vertrieben worden, weil der Eigentümer „MöbelKraft“ eine entsprechende Verfügung erwirkt hatte. In allen Redebeiträgen wurde betont, dass Wohnen ein Grundrecht ist, das nicht Kapital- und Renditeinteressen geopfert werden darf. Die unsoziale Wohnungsbaupolitik der Stadt Kiel, die zur Folge hat, dass vor allem in der Innenstadt Luxuswohnungen in Rekordzeit fertiggestellt werden und sich nicht für günstigen Wohnraum einsetzt, wurde von den Redner_innen scharf verurteilt. Wohnen in der Stadt für Alle und das Durchsetzen von Freiräumen für alternative Wohnformen sind auch in Kiel Forderungen, die durch Druck von der Straße erst erkämpft werden müssen.
Ob die Politik der Stadt Kiel sich zugunsten von mehr sozialem Wohnungsbau entscheidet, wird sich u.a. an der Frage entscheiden, wie die städtebaulichen Verträge mit einer Investor_innengruppe, die auf der „Kieler Krim“ am Ende der Marthastraße bauen will, gestaltet werden. Bisher sind hier hauptsächlich 20 Quadratmeter große so genannte Mikroappartements geplant, die für mindestens 15 Euro pro Quadratmeter vermietet werden und den Mietspiegel in der Nachbarschaft in die Höhe treiben. 15% des Projektes sollen als „bezahlbarer Wohnraum“ gestaltet werden, allerdings ist hier erstens bisher noch völlig unklar, wie dieser definiert wird und zweitens hält sich die Stadt Kiel zum wiederholten Male nicht an ihre eigene Zielvorgabe mindestens 30% bezahlbaren Wohnraum bei Neubauprojekten umzusetzen. Am 7. September um 17 Uhr tagt im Rathaus der Bauausschuss, wo sich alle Kieler_innen selbst ein Bild machen können, wie die Kieler Stadtpolitik sich entscheiden wird.
Weitere strittige Felder im Bereich der Wohnungsbaupolitik in Kiel sind der Kieler Flughafen, dessen Gelände Fläche für einen neuen Stadtteil böte und die Realisierung einer öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft, die bisher trotz eines entsprechenden Ratsbeschluss nicht gegründet worden ist. Es ist gut, dass sich nun Widerstand gegen die unsoziale Kieler Wohnungsbaupolitik entwickelt. Um Forderungen durchzusetzen, müssen wir allerdings am Ball bleiben und mehr werden.