In der KN vom 17. 9 wurde mit Hinweis auf den Sozialbericht der Stadt Kiel über den
Wohnungsbau in Kiel berichtet. Der Sozialbericht verweist dabei stolz auf die
Neubautätigkeit in dieser Stadt. So wurden 2019 1065 Wohnungen fertiggestellt. Diese
Zahl muss man allerdings vor dem Hintergrund sehen, dass jahrelang die vom Kieler
Masterplan vorgesehene Neubautätigkeit von 800 Wohnungen pro Jahr deutlich gerissen
wurde. Doch viel entscheidender ist, dass in dem Bericht nicht erwähnt wird, welche
Wohnungen zu welchem durchschnittlichen Mietpreis erstellt wurden. Sieht man sich die
Bautätigkeit in Kiel an, handelt es sich überwiegend um hochpreisige Projekte mit
Eigentumswohnungen oder Mietwohnungen, die für Menschen mit einem
durchschnittlichen Einkommen nicht finanzierbar sind.
Noch problematischer ist die Situation für Mieter und Mietrinnen, die mit niedrigem
Einkommen auf Sozialwohnungen angewiesen sind. Nach einer Studie der Böckler
Stiftung (2018) steht für 62 Prozent von ihnen kein angemessen bezahlbarer Wohnraum
zur Verfügung. Bedenkt man, dass allein 2018 rund 4000 Sozialwohnungen in Kiel aus der
Sozialbindung gefallen sind, sind die 239 geförderten Wohnungen die in Kiel 219 gebaut
wurden, doch ein sehr bescheidener Beitrag. Sie machen bei dem gesamten
Wohnungsbau gerade einmal rund 22 Prozent aus, obwohl es hier einen riesigen
Nachholbedarf gibt.
Der Sozialbericht weist zurecht auf die dramatische Entwicklung im Bereich der
wohnungslosen Menschen in Kiel hin. Ihre Zahl beträgt inzwischen 2351 Wohnungslose.
Dazu gehören natürlich auch die 1195 anerkannt Asylberechtigte, denn sie sind Bewohner
dieser Stadt, und dass sie noch immer in Notunterkünften leben müssen, ist sozialpolitisch
nicht hinnehmbar.
Natürlich drückt sich in dieser Entwicklung der Wohnungslosigkeit neben anderen sozialen
Problemen auch der Mangel an Sozialwohnungen und die Mietpreisentwicklung aus.
In diesem Zusammenhang ist es zwar begrüßenswert, dass die kommunale
Wohnungsgesellschaft KiWoG gegründet wurde. Doch leider ist sie so konzipiert, dass
ihre Mittel bestenfalls nur für eine Notversorgung reichen, nicht aber für einen
nennenswerten Bau bezahlbarer Wohnungen für Menschen mit einem
Durchschnittseinkommen, der vom Markt in den letzten Jahren in Kiel weitgehend
vernachlässigt wurde.
Andreas Meyer
Co-Sprecher des Bündnisses