Rede vom Bündnis auf der Demo am 18. März in Kiel Gaarden

Liebe Genoss_innen, liebe Freund_innen,
Ich bin Björn und ich spreche hier für das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum.
Wohnen ist zu einer der bestimmenden sozialen Fragen unserer Zeit geworden. Für Studierende und Auszubildende ohne vermögende Eltern, für Alleinerziehende, für Geflüchtete, für Menschen mit Migrationshintergrund, für Menschen mit einem SchuFa-Eintrag, für Menschen mit einem geringen Einkommen und für sehr viele andere geht es um die schiere Existenz.

Über 2400 Menschen leben in Kiel mittlerweile als sogenannte „Wohnungsnotfälle“, d.h. sie haben keinen eigenen Mietvertrag. Diese über 2400 Menschen in Kiel leben z.B. bei Bekannten auf der Couch, in Sammelunterkünften oder in von der Stadt bezahlten Billighotelzimmern. Gleichzeitig steigen die Mieten immer weiter.
Luxusquartiere in der Innenstadt und an der Hörn werden hochgezogen und gleichzeitig sollen Stadtteile wie Gaarden aufgewertet, sprich teurer, werden. Es interessiert leider auf Seiten der Entscheider_innen in dieser Stadt niemanden, was mit den Menschen passiert, die sich dann keine Wohnung in Gaarden mehr leisten werden können. Darüber können auch ein paar warme Worte nicht hinwegtäuschen.

In Gaarden besteht noch ein ganz besonderes Problem: 3000 Wohnungen sind im Besitz des Wohnungskonzerns Vonovia. Viele dieser Wohnungen sind seit kurzem keine Sozialwohnungen mehr. Vonovia nutzt dies, um die Mieten anzuheben.

Ein weiteres Instrument von Vonovia ihren Gewinn zu maximieren sind Modernisierungen. 600 Wohnungen in Gaarden will Vonovia modernisieren und damit dafür sorgen, dass die Mieten in diesen Wohnungen von derzeit durchschnittlich 6 Euro kalt auf 8 Euro ansteigen. Die Stadt könnte diese Modernisierungen verbieten. Das Gegenteil aber ist gewollt. Die Stadtspitze arbeitet mit VONOVIA Hand in Hand. Nachzulesen im Konzept Gaarden hoch 10 am Beispiel der Wohnungen im Sandkrug. Die Stadtspitze angeführt von OB Ulf Kämpfer hat den Job die Umgebung schick zu machen.

  • demo wohnungsnot kiel 18.3.22

Vonovia modernisiert im Gegenzug die Sandkrugwohnungen, die sie bisher sträflich hat verfallen lassen und lässt die Mieten steigen. Für Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind oder ein geringes Einkommen beziehen, wird es in naher Zukunft unbezahlbar sein, noch in diesen Wohnungen am Sandkrug zu leben. Diese Menschen kommen im toll klingenden Konzept Gaarden hoch 10 nicht vor. Der Kuschelkurs der Stadt mit Vonovia muss endlich beendet werden. Die Stadt Kiel muss sich klar auf Seite der Mieter_innen positionieren.
VONOVIA ist nur der Überbau. Unter diesem Überbau existieren dutzende Tochterfirmen. Diese kümmern sich z.B. um Reparaturen, Gartenpflege, Hausdienste oder Winterarbeiten. Diese Firmen rechnen ihre Leistungen quasi über sich selbst ab. Die überhöhten Rechnungen zahlen dann die Mieter_innen über ihre Nebenkosten. Diese Masche führt dazu, dass VONOVIA auch über die Nebenkosten noch Gewinn einstreicht.
Das spiegelt sich in den Gewinnen von Vonovia wieder. Sagenhafte 170 Euro pro Monat und Wohnung zahlt Vonovia im Schnitt ihren Aktionär_innen.
170 Euro pro Monat könnte jede Wohnung von Vonovia also günstiger sein im Schnitt.
Vonovia geht es nicht um die Menschen in ihren Wohnungen, sondern allein um den größtmöglichen Profit. Abrechnungsbetrug bei den Nebenkosten, Mieterhöhungen, die weit über das gesetzlich Erlaubte hinausreichen und die Nicht-Reaktion auf Beschwerden machen VONOVIA eher zu einer kriminellen Vereinigung als zu einer Institution, der man das Verwalten von Wohnungen überlassen sollte.

Diese radikale Situation erfordert radikale Antworten. Wir vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum wollen kommunale Wohnungen statt VONOVIA und Co. Außerdem muss selbstbestimmtes Wohnen gestärkt werden. In Kollektiven, auf Wagenplätzen, in großen Genoss_innenschaften oder in Wohnungen, die der Stadt gehören. Kein Mensch in Kiel darf unfreiwillig ohne Wohnung auskommen müssen.

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