MFG5 Demo am 18.10.25

Kieler leisten Widerstand, MFG 5 bleibt in unserer Hand“
Mit dieser Parole zogen Samstag, d. 20.10 2025 über 200 Demonstrant*innen lautstark und bestimmt durch Kiel. Zu der Demo hat das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum aufgerufen.

Die Teilnehmer*innen wollen nicht hinnehmen, dass sich das größte Stadtentwicklungsprojekt in SH mit 2500 Wohnungen für rund 5000 Bewohner*innen durch den Verkauf des MFG 5 Geländes an die Bundeswehr in Luft auflöst. Über 50 % dieser Wohnungen sollen den Mietkosten des sozialen Wohnungsbaus entsprechen. Mehr wären natürlich gut, doch überschreitet dieser Anteil den üblichen Anteil des bezahlbaren Wohnraums in bisherigen Kieler Neubaugebieten deutlich.

Die Demonstrant*innen forderten daher den Rat der Stadt Kiel mit Nachdruck dazu auf, einem solchen Verkauf nicht zuzustimmen. Das wurde in den verschiedenen Redebeiträgen auch immer wieder deutlich. Zur Online-Petition

Einige Redner*innen sahen die Kaufinteressen der Bundeswehr in Zusammenhang mit der allgemeinen Aufrüstung der Bundeswehr und wiesen auf die wachsende Kriegsgefahr hin.
Kiel sei schon einmal wegen seiner Rüstungsindustrie und als Militärstandort fast völlig zerstört worden. In einem kommenden Krieg würde es vermutlich völlig ausgelöscht.
Auch das sei ein Grund, sich gegen den Verkauf des MFG 5 Geländes an die Bundeswehr zu wehren.

Für das Bündnis sprach Andreas Meyer:

Bezahlbare Wohnungen statt Kasernen in Holtenau Ost

„Ich behaupte, es gibt in Deutschland keine vergleichbare Fläche … Wir haben den Anspruch, in Holtenau Ost etwas Einzigartiges in und für Kiel entstehen zu lassen.“
Das schrieb Bürgermeister Kämpfer noch 2024 in dem Entwicklungskonzept Holtenau Ost.
Weiter steht in dem Konzept: Kiel hat weder derzeit noch in den kommenden Jahren Wohnungsbau-und Wirtschaftsflächen dieses Ausmaßes zur Verfügung.

Das Entwicklungskonzept Holtenau Ost ist Grundlage für die Bebauung des
MFG 5 -Geländes und wurde von der Ratsmehrheit beschlossen. Es wurde in einem aufwändigen und kostspieligen Prozess mit breiter Bürgerbeteiligung entwickelt.
Geplant sind 2250 Wohnungen für 5000 Bewohner*innen, Platz für Gewerbe, Dienstleistungen ,Freizeitangebote und öffentliche Flächen.

Dieses Stadtentwicklungsprojekt ist nicht nur das bedeutendste für Kiel, sondern aktuell das größte in Schleswig-Holstein.

Ein Drittel der Wohnungsbaufläche ist für die stadteigene Wohnungsgesellschaft KiWoG vorgesehen.
Darüber hinaus sind weitere Flächen für gemeinnützige Genossenschaften, kleine Baugruppen und für alternative Wohnformen geplant.
Der Anteil von bezahlbaren Wohnungen und Sozialwohnungen geht nach den Beschlüssen des Rats weit über das Maß der sonstigen Kieler Neubaugebiete hinaus.
Die Grundstücke gehören der Stadt und ermöglichen dadurch einen kostengünstigeren Wohnungsbau.

In Kiel fehlen tausende Wohnungen für Haushalte mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen. Ständig steigende Mieten insbesondere bei Neuvermietungen fressen einen immer größeren Anteil des Einkommens auf und erhöhen für viele Menschen das Risiko, in die Armut abzurutschen.

Trotz dieser miserablen Situation auf dem Wohnungsmarkt fallen von den nur noch verbliebenen 6000 Sozialwohnungen in Kiel bis 2030 2500 aus der Sozialbindung, ohne dass sie auch nur annähernd durch neue ersetzt werden.
Das bedeutet also, dass der Anteil bezahlbarer weiterhin dramatisch abnimmt.

Fast 40% der Kieler Haushalte haben einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, der auf dem Wohnungsmarkt jedoch nicht eingelöst werden kann, weil bezahlbare Wohnung fehlen.

Vor diesem Hintergrund ist Holtenau Ost mit 2250 Wohnungen und einem Anteil von mindestens 50 Prozent Sozialwohnungen für die Kieler Stadtentwicklung unverzichtbar.

Doch jetzt kommt die Bundesmarine und sagt: Aus die Maus, wir brauchen das Gelände,
denn in wenigen Jahren steht der Russe vor der Tür.
Über diese Gefahrenanalyse kann man trefflich streiten. Doch, dass Kiel dringend mehr bezahlbaren Wohnraum braucht, ist unstrittig.

Für die Stadtentwicklung wäre der Verkauf ein Desaster.

Es ist außerordentlich ernüchternd wie widerstandslos und verständnisvoll
GRÜNE, SPD und SSW auf das Anliegen der Bundeswehr eingehen.
Das wurde sowohl in der Ratssitzung im Juli als auch in der letzten Konversionsbeiratssitzung zu Holtenau Ost sehr deutlich.
Bis vor Kurzem war für diese Parteien Holtenau Ost noch eine städtebauliches Schlüsselprojekt.

Von der CDU ist in diesem Zusammenhang ganz zu schweigen. Oberbürgermeisterkandidat Gerrit Derkowski sieht die mögliche Ansiedlung der Bundeswehr in Kiel Holtenau positiv und als einen sicherheitspolitisch bedeutsamen Schritt.

Einzig die Fraktion die LINKE/die PARTEI lehnt den Verkauf von Holtenau Ost eindeutig ab.
Oft wird darauf hingewiesen, dass die Bundeswehr letztlich das Gelände auch enteignen könne. Das stimmt, doch ein solches Verfahren wäre juristisch sehr aufwändig und langwierig darüber hinaus politisch hoch umstritten. Es gibt auch Signale, dass die Bundeswehr es dazu nicht kommen ließe.
Vor diesem Hintergrund hängt alles von der Entschlossenheit der Ratsmehrheit ab, das MFG 5 Gelände nicht zu verkaufen.

Auch Hinweise auf sog. alternative Flächen für den Wohnungsbau wie Meimerdorf oder Suchsdorf sind Taschenspielertricks. Denn diese Flächen sind schon seit Jahren neben Holtenau Ost Bestandteil der Kieler Stadtentwicklungsplanung.
Somit ist es eine Frechheit, sie als Alternativen zu verkaufen.

Selbst wenn man die Forderungen der Bundesmarine nach einem Standort, an dem sie ihre Kräfte besser bündeln und ausweiten kann als angemessen ansehen würde ( man achte auf den Konjunktiv), steht diesen militärischen Interessen ein neuer Stadtteil mit 2250 Wohnungen entgegen, die wir dringend brauchen.

Für die Bundesmarine gibt es an der deutschen Ostseeküste genug Alternativen, selbst wenn sie aus ihrer Sicht nicht so optimal sind wie Holtenau Ost.

Wir meinen, dass es bei einer völlig ungeklärten und hoch spekulativen Bedrohungslage und dem dringenden Bedarf an bezahlbaren Wohnraum schon mal etwas weniger „optimal“ für die Standortsuche der Bundeswehr sein kann.

Wir brauchen dringend eine Zeitenwende für bezahlbaren Wohnraum!
Auch in Holtenau Ost!
Daher keinen Verkauf an die Bundeswehr!